Krypto-Pricing
Das Themengebiet rund um digitale Assets ist in den letzten Jahren durch ein starkes Wachstum geprägt. Etwa 19% der Depotinhaber besitzen bereits Kryptowährungen, in der Altersgruppe 20 bis 34 Jahre sogar 43%. Man kann also trotz der Turbulenzen der vergangenen Monate sagen, dass Kryptowerte langsam den Weg in Richtung des gesellschaftlichen Mainstreams einschlagen.
Das ist vor allem deshalb beeindruckend, weil die Hürden für den Erwerb von „echten“ Kryptowerten, also tatsächliche Coins in einem Wallet, für den Retail-Investor verhältnismäßig aufwendig sind und auch ein gewisses Maß an Grundlagenwissen erfordern. Ein intuitiver Zugang zum Erwerb von Krypto-Assets, insbesondere durch klassische und Neo-Broker, bietet daher potentiell einer noch größeren Menge an Investoren eine attraktive Einstiegsoption.
Aktuell kann man bei jedem Broker Exchange Traded Products (ETPs) erwerben, welche Krypto-Werte in einem herkömmlich handelbaren Wertpapier abbilden (meist in Form von Zertifikaten). In diesem Whitepaper soll nun die Frage beantwortet werden, wie man als bestehender Broker aus dem Wertpapiergeschäft eine Krypto-Brokerage einpreisen kann und ob sich eine „echte“ Krypto-Brokerage neben ETPs lohnt.
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Sladjan
Seferovic
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Pötzsch
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Zgraja
Sizing the market
Wie viele Kunden wollen “echte” Kryptos bei ihrem Hausbroker ordern?
Für die Beantwortung der Frage, haben wir ein Rechenszenario entwickelt, welches sich an den Zahlen aktueller Studienlagen orientiert. In unserem Rechenszenario gehen wir von einer Brokerage mit 200.000 Depots aus. Etwa 19% der Depotinhaber besitzen bereits Kryptowährungen. Doch nicht alle dieser Investoren suchen den Vertriebskanal der Hausbank für den Erwerb von Kryptowährungen – sondern rund 28%. Zusätzlich werden die Kunden in der Rechnung diskontiert, welche sich für den Erwerb von den weithin verfügbaren ETPs entscheiden. Gemäß einer NEXGEN-Umfrage aus dem Januar 2023 liegt der Umfang dieser Kunden bei etwa 12%.
Wie Krypto-Broker ihre Preise setzen
Retail-Investoren führen ihre Trades mit Kryptowerten meist über Kryptobörsen wie Coinbase oder Binance durch. Diese setzen an vier Stellen entlang des Investitionsprozesses Preiskomponenten an.
- Zuerst überweist ein Kunde sein Investmentvolumen von seiner Hausbank an ein Verrechnungskonto der Kryptobörse. Diese Zahlungen werden in der Regel über Drittanbieter wie Paysafe oder Transactive Systems per SEPA- oder Kreditkartenzahlungen abgewickelt, die meist Kosten ansetzen.
- Nach SEPA-Zahlungseingang schreiben die Kryptobörsen den eingezahlten Betrag auf der Kryptobörse gut und der Kunde kann anfangen zu handeln. Hier legen Broker wie im klassischen Wertpapiergeschäft Gebühren prozentual an, deckeln diese aber nicht wie im klassischen Geschäft üblich.
- Nach dem Erhalt können die Investoren ihre Krypto-Assets auf eigenen Wallet-Adressen auf der Blockchain verwahren. Hier verlangen Krypto-Broker eine On-Chain-Auszahlungsgebühr, die mindestens die Höhe der Gas Fee Netzwerkgebühr ausgleicht.
- Möchten Investoren ihre Gelder wieder aus dem Krypto-Ökosystem in das traditionelle Bankensystem transferieren, läuft die Transaktion auf gleichem Wege wie in 1) über Drittanbieter ab.
Besonders auffällig im Pricing von Krypto-Brokern ist das Fehlen von Sockelgebühren und auch von Gebührendeckeln. Dadurch sind insbesondere Orders mit niedrigeren Volumina auf die Ordergebühr bezogen deutlich günstiger zu tätigen als Wertpapier-Orders bei Brokern. Dafür zeigt der fehlende Deckel insbesondere bei höheren Volumina deutliche Effekte. So belaufen sich die Ordergebühren für eine Order von 30.000 EUR auf fast 450 €.
Pricing Szenarien und realisierbare Erträge für klassische Broker
Im Rahmen unseres Whitepapers, haben wir uns auf drei mögliche Pricing Szenarien begrenzt. Für die Rechnungen sind die im Abschnitt „Sizing des Marktes“ beschriebenen Annahmen zugrunde gelegt, also etwa 37.000 Orders p.a. auf Basis von 200.000 Depots
Pricing I baut auf ein vollständig variables Gebührenmodell, wie es auf dem Krypto-Markt gängig ist.
Pricing II ist analog zu Neobrokern mit einer fixen Gebühr je Trade berechnet.
Pricing III ist der Kostenstruktur des aktuell üblichen Pricings in der klassischen Retail-Brokerage nachempfunden mit variablen Komponenten sowie Sockel- und Deckelbeträgen.
- Ordergebühren: 2%
- Verwahrgebühren p.a.: 0,4%
- Ordergebühren: 20 €
- Verwahrgebühren p.a.: 0,4%
- Ordergebühren: 10 € + 0,25%
- Verwahrgebühren p.a.: 0,4%
Auf Basis unserer Modelle lassen sich pro 200.000 Depots zwischen 0,5 und 1 Mio. EUR p.a. Ertrag realisieren, je nach gewähltem Preismodell. Zusätzliche Potentiale liegen zum Beispiel im Eigenhandel mit Spread (vergleichbar zu Coinbase) oder im Staking der Kryptowerte für Proof-of-Stake basierte Blockchain-Netzwerke.
Insgesamt zeigt sich, dass klassische Broker mit einem Pricing analog zu anderen Krypto-Brokern durchaus einen Ertrag erwirtschaften können, ohne bereits eine hohe Durchdringung bei ihren Kunden vorzeigen zu müssen. Insbesondere im Verhältnis zu den Implementierungskosten ist jedoch eine Verbindung mit der Anbindung an Krypto-Netzwerke im Rahmen des DLT-Pilot Regimes anzuraten.
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